Geschichte des Posaunenchores

Im Juli 1895 beschloss die Berger Ortsgruppe des evangelischen Bundes auf Initiative des damaligen Pfarrers Meienborn die Gründung eines Posaunenchors. Die Gemeinde kaufte fünf Flügelhörner für je 28 Mark, zwei Tenorhörner für je 40 Mark, ein Bariton für 46 Mark, ein Bombardon für 100 Mark und eine Stimmgabel für 50 Pfennig.

Mit diesem Instrumentarium wagten sich zehn Männer an ihre ersten noch schief klingenden Töne. Unter der Leitung von Dorflehrer Wulf probten die Landwirte Heinrich Nott auf dem Felde, Heinrich Poth und Karl Knäpper, Schmiedemeister Ernst Kieserling, Schuster Carl Wortmann, die Fabrikarbeiter Heinrich Langkamp, Dietrich Rogge und Heinrich Garnkäufer sowie der Weichensteller Carl Weyer mühsam einige Monate, bevor der Chor endlich auftreten konnte. Am Pfingstmontag erklangen an mehreren Stellen der Gemeinde Pfingst- und Frühlingslieder. Bis zur Jahrhundertwende kamen August Vieregge, Heinrich Pilger und Heinrich Standop als neue Mitglieder hinzu.

In den Statuten wurde festgehalten, dass jedes Mitglied sich willig, gern und ohne Murren den Anordnungen des Dirigenten zu fügen habe. Für andauernde Harmonie sorgten dieser Passus aber nicht: Schon 1899 kam es zum Zerwürfnis mit dem Dirigenten. Wulf warf hin – der Chor verstummte für zwei Jahre. Die Gruppe raufte sich aber schließlich wieder zusammen und Wulf übernahm wieder die Leitung, sonst hätte die Geschichte hier enden können.

1919 trat Hans Siebold die Pfarrstelle in Berge an. Als Neffe des legendären „Posaunengenerals“ Johannes Kuhlo war Siebold musikalisch überaus talentiert und erfahren. Unter seiner Leitung begann die Blütezeit des Berger Posaunenchores. Über zwanzig Mitglieder spielten auf allerlei Veranstaltungen, darunter die fünf Söhne des Pfarrers. Um seine Jungs abends aus der Nachbarschaft nach Hause zu rufen, soll Siebold vor der Haustür „ihr Kinderlein kommet“ auf dem Flügelhorn gespielt haben, so heißt es.

Nachdem Siebold sich 1954 in den Ruhestand verabschiedet hatte, übernahm Heinrich Standop die Chorleitung. Ihm folgte 1966 Wilhelm Eickmann. Die Mitgliederzahl schwankte und nahm in den 1970er Jahren ab. Günter Vieregge lag in seiner Zeit als Chorleiter von 1977 bis 2004 vor allem die Nachwuchsarbeit am Herzen. Er hielt den Chor in schwierigen Zeiten zusammen.

Heute hat der Chor – wie zur Gründungszeit – zehn Mitglieder, bietet jedoch ein viel bunteres Bild als damals: Frauen und Männer jeden Alters erarbeiten gemeinsam ein breites Spektrum anspruchsvoller Posaunenchormusik, von dem damals niemand auch nur zu träumen gewagt hätte.

Doch auch heute steht der Posaunenchor vor Herausforderungen: Mobilität in Studium und Beruf lassen die Mitgliederzahlen schwanken. Die Ganztagsschule und ein buntes Freizeitangebot machen es schwer, Nachwuchs für den Posaunenchor zu begeistern. Dabei ist Posaunenchor nichts für Langweiler. Hier sammelt man Erfahrungen fürs Leben, lernt Menschen kennen, stellt sich ständig neuen Herausforderungen und kann einem wunderbaren Hobby nachgehen: der Musik.

Wer also Interesse am Mitmachen hat, ist herzlich eingeladen. Und keine Sorge: Heute muss sich niemand mehr „willig, gern und ohne Murren den Anordnungen des Dirigenten“ fügen – auch wenn der es sich manchmal heimlich wünscht.

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